Umbau Haus Dorf 192 

Das Haus Dorf 192 wurde im Jahr 1978 als Filiale der örtlichen Raiffeisenbank Teil des Ortskerns von Riefensberg im Vorderen Bregenzerwald. Neben der Funktion als Bankgebäude mit angeschlossenem „Lagerhaus“ als Agrarmarkt-Nahversorger war im Obergeschoß zusätzlich eine Mietwohnung untergebracht. Als nach rund 40 Jahren die Bank in einen Neubau in unmittelbarer Nähe umzog, erwarb die Gemeinde das Haus Dorf 192. Nach einer kurzen Phase des Leerstands bot die Gemeinde im Jahr 2019 das Gebäude zum Kauf an, mit der Auflage, bei Erwerb der Liegenschaft sich zur Schaffung von qualitativ hochwertigem Wohnraum zu verpflichten. 

Zeitgleich mit dem Kauf wurde ein Nachnutzungskonzept erarbeitet. Dass ein Umbau des Bestandsgebäudes die beste Option darstellt, wurde dabei schnell klar. Der Grundstückszuschnitt ist extrem kompakt, die Bauabstände sind daher sehr gering. Mit einem Neubau könnte nach den Bestimmungen des Baugesetzes die vorhandene Dichte bei Weitem nicht erreicht werden. 

Die grundlegende Gebäudestruktur erwies sich als erstaunlich flexibel und mit moderatem Aufwand adaptierbar. Der halbgeschossige Niveauunterschied von Erdgeschoss zum verkehrsberuhigten Straßenraum erleichterte die Umnutzung der ehemaligen Bankgeschäftsräume in Wohnraum. Somit war es möglich, im Erd- bzw. Obergeschoss je zwei Wohnungen zu realisieren. Die fünfte Wohneinheit ist eine großzügige Wohnung im Dachgeschoss. Diese dient einer jungen Familie als Alternativmodell zum landläufigen Einfamilienhaus. 

Konstruktiv blieben Keller und Erdgeschoss als Massivbau erhalten. Ab der Decke über dem Erdgeschoss wurden sowohl Ober- als auch Dachgeschoss in Holzbauweise neu erbaut. Ein neues Treppenhaus aus Holz verbindet die Geschosse. Ein Oberlicht bringt über den vertikalen Erschließungsraum Tageslicht vom Dach bis in den Keller. 

Die Materialisierung des Gebäudes ist schlicht, aber hochwertig. Der regionale und gleichermaßen traditionelle Baustoff Holz dominiert Konstruktion, Fassade und Innenausbau. Die Innenwände im Erdgeschoss (Massivbau) sind mit Holztäfer verkleidet. Ab dem Obergeschoss sind die Innenwände als Massivholzwände aus verleimten Kreuzlagenholz in Sichtqualität ausgeführt. Die Bodenbeläge bestehen weitgehend aus Massivholzdielen heimischer Esche. Diese Materialisierung wurde sowohl für die Böden der Wohneinheiten als auch für den Bodenbelag der allgemeinen Erschließungsfläche gewählt. 

Die Fassaden sind mit einem Wechselfalzschirm aus Fichte verkleidet. Der erdberührende Fassadensockel wurde verputzt. Die Fensterelemente, ebenfalls in Weisstanne, werden außen durch massive Fenstereinfassungen aus Eichenholz gerahmt. Die Eingangssituation zum Straßenraum hin mit hochwertigem Pflasterstein gestaltet. Die Umsetzung des Projekts erfolgte durch lokales Handwerk. 

Mit dem Projekt ist ein überzeugender Beitrag zu einer sanften und nachhaltigen Dorferneuerung gelungen. Bestehende Bausubstanz im Dorfkern wurde saniert und einer Umnutzung zugeführt. Der vormalige Leerstand im Ortskern wurde durch fünf Wohneinheiten ersetzt, deren junge Bewohner und Bewohnerinnen teilweise sogar aus Riefensberg stammen und bewusst Wohnraum im Ortskern mit hoher Lebensqualität wählen. 

Bauherr: Bilgeri & Neyer Immobilien GmbH, Baser 93b, 6943 Riefensberg
Ausführungszeitraum: Juni 2020 – Mai 2021 

Fotograf: David Welsch

Projektdetails

Architekt: Rene Bechter
Adresse: Unterkrumbach 198
6942 Krumbach
kontakt@rbzt.at
www.rbzt.at